Digitale Trends: Trend Nr. 1 Zurück ins Mittelalter

Digitale Trends:  Trend Nr. 1 Zurück ins Mittelalter

 

Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr- M. Curie

In den kommenden Blogs finden Sie die Trends, wie ich diese bereits in 2004 formuliert und seitdem  kontinuierlich  beobachtet und analysiert habe.

Organisationen  haben Existenzrecht , weil sie Zusammenarbeit billiger als der Markt organisieren können. Diese einfachen Angaben liegen eigentlich allen Analysen in Bezug auf den Einfluss des Internets zugrunde:  das Internet reduziert die Übertragungskosten. Interne Koordinationskosten müssten also auch gesenkt werden, wobei das Überleben der jeweiligen Organisation aufs Spiel gesetzt ist. Diesen Prozess  können wir zur Zeit neben zahlreichen Sparprogrammen bei vielen Großunternehmen beobachten. Der Prozess kann nicht mehr  rückgängig gemacht werden und  infolgedessen werden die meisten Großunternehmen andere Formen annehmen müssen, Formen, die auf P2P- Crowdsourcing und Selbststeuerung basiert sind. Hier finden Sie den Trend 1 von den 6.

 

Trend 1: Zurück ins Mittelalter

Da mit der Entwicklung des Internets Platz, Zeit und in hohem Masse  auch Kosten als wichtige Faktoren bei Informationsübertragung  weg sind, werden zahlreiche Parallelen mit den mittelalterlichen Strukturen, Organisationen und Arbeitsweisen sichtbar. Darüber hinaus können diese Parallelen dem Wirtschaftsleben,  dem Bildungssystem, sowie den Politikern Möglichkeiten bieten, neue Entwicklungen besser zu verstehen, schneller als wichtig oder unwichtig einzustufen und  passend zu agieren.

Eine kleine mittelalterliche Gemeinschaft, wo jeder jeden kennt, und wo sich Gerüchte wie ein Lauffeuer  verbreitet haben, werden durch die großen Datenmengen verdrängt, wodurch wir heutzutage  noch mehr übereinander wissen. Webcams und Google sind heute moderne Formen der Alleswisser sowie der Allvertretung, die früher der Kirche und der Religion zugeschrieben worden sind.

Dank der Mail sind Begriffe wie Zeit und Entfernung ausgeschaltet, sogar ein anonymer Hacker irgendwo in Deutschland oder auf den Philippinen kann sehr schnell gefunden werden, die Welt ist ein globalisiertes Dorf geworden. E-Bay ist ein großes Lager, und der Gütertausch erlebt wieder seinen Aufschwung! Die  Pest ist zurück. Im Internetzeitalter verbreiten sich die Viren mit rasender Geschwindigkeit um die Welt, wobei die Abwehrprogramme ihnen nur noch folgen können und immer einen Schritt zu spät sind. Der Besitz kann weder vom Urheberrecht noch von der Justiz gegen grenzüberschreitende Räuber geschützt werden. Die  alten Stadtmauern kehren als Firewalls zurück.  Den Pranger sieht man auch: die Justiz und die Bürger veröffentlichen heute Fotos von „schuldigen“ Mitbürgern, schwarze Listen von unsicheren Fluggesellschaften und Steuerhinterziehern. Vielleicht wohnen Sie sogar selbst in einer verstärkten Burg mit eigenen Knechten auf dem Vorplatz, einer Gated Community, und eigenem Sicherheitsdienst?

Ich erwarte eine steigende Zahl der Kreuzzüge, eine große Zukunft für den Lehnsherrn,  den Franchisenehmer, und leider auch eine starke Gilde der Raubritter. Auf der anderen Seite  bringt das Internet Respekt für das Handwerk zurück. Da die Kunden heutzutage zahlreiche Wahlmöglichkeiten haben ist man als Lieferant und Produzent  mehr als je zuvor gezwungen, wieder altmodisch gut in seinem Fach zu sein. Das führt zur Renaissance der alten Gildenstrukturen, man sieht heute ähnliche Strukturen mit neuen Namen (Incrowd, Virtual Community, Closed User Group…)

Genauso wie früher in den Gilden bilden Meister heute ihre Lehrlinge aus und  siedeln sich,  wenn möglich, beieinander in der der Nähe an. Das Wirtschaftsleben übernimmt immer mehr die Regie im Bildungssystem, und die alte „Bäckerstrasse’ kehrt in der Form einer regionalen Wirtschaftsaktivität zurück (Silicon Valley). Wir erleben die Renaissance des Mäzenatentums, weil staatliche Subventionen immer öfter zurückgezogen werden.

Und zum Schluss noch etwas. Wie die aufkommende Bourgeoisie am Ende des Mittelalters den Adel entmachtet hat (denken Sie dabei an die Familie von Medici), so ist das nur die Frage der Zeit, wann die Bürger die politische Elite überholen, was politische Initiativen sowie direkte Mitsprache betrifft.   Hinter diesem Trend erkennt man übrigens noch einen Trend : das Aufblühen des Storytellings. Mit dem Experten als Minnesänger. Spannend, nicht wahr?

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