Die Bank von morgen…

Die Banken als Regisseure der P2P-Finanzierungen?

Wer etwas will, sucht Wege. Wer etwas nicht will, sucht Gründe- H. Kostial

In der vergangenen Woche ist in den Niederlanden eine neue Internetbank gegründet worden: Knab. Die Bank ist ein Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen einem Investmentfonds und einer Versicherungsgesellschaft. Der Name Knab ist ein Spiegelbild von „Bank“ mit einem „K“ vom Kunden ganze vorne und sichtbar. Ein schöner Gedanke, der aber sowohl Fragen aufwirft als auch zum Nachdenken bewegt: ist Kundenfreundlichkeit denn nicht mehr selbstverständlich bei den Banken, wird sie künftig extra in Rechnung gestellt? Hier einige Gedanken zum Thema: die Bank von morgen.

Durch die stürmische Entwicklung von Internet und Social Media sind Banken und Versicherungen heute gezwungen, eigene Geschäftsmodelle neu zu definieren oder dementsprechend anzupassen. Gleichzeitig sind sie immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, um Geld zu verdienen. Das ist und bleibt das Kerngeschäft im Bankwesen. Meine Analyse zeigt, dass es ist zur Zeit genug Geld anwesend, aber es leider nicht strömt, und dass es regelmäßig zu Staus auf den „Geldautobahnen“ kommt.  Was kann oder muss getan werden, um die heutige Situation zu ändern?

Nehmen wir hier Crowdfunding als Beispiel. In ganz Europa sind heutzutage zahlreiche Crowdfunding-Netzwerke bekannt: in Deutschland, z.B. www.gruender-garage.de oder www.omanet.ch in der Schweiz. Dort können die Unternehmer nicht nur Netzwerke knüpfen sondern auch- und das ist das Wichtigste- um die Bank herum die Finanzierung für eigene Projekte regeln.  Und das sind zum Teil Menschen, die mit der Idee aufgewachsen sind, dass man, wenn man Geld braucht, immer zur Bank gehen muss. Was sie jetzt jedoch selbst tun ist genau das Gegenteil:  sie lassen Bank als Kreditinstitut außer Spiel und probieren woanders die nötigen finanziellen Mittel zu regeln. Die Banken könnten sich unter diesen Umständen zu Regisseuren  der P2P-Finanzierungen entwickeln.

Das würde bedeuten, dass traditionelle Unternehmen in zunehmendem Masse auch dasselbe tun werden.  Immer mehr „Leihgruppen“ werden dazukommen.

Dieser Trend könnte sogar die Zukunft einer Rechtsperson in Frage stellen. Unternehmen könnten dann Geld voneinander oder von Privatpersonen mit Geldüberschüssen leihen. Diese Leihgruppen haben keine Rechtsperson nötig und leihen als natürliche Person.

Das würde bedeuten, dass AG als Rechtsform zum Beispiel nicht erforderlich wäre, um einen Finanzierungsantrag zu stellen. Dadurch könnte diese Rechtsform-die oft als Flucht vor persönlicher Verantwortung gesehen wird- überflüssig werden. Neue Definitionen der finanziellen Geschäftsmodelle  könnten diesen Trend sogar verstärken und beschleunigen. Das würde bedeuten: zurück zu kleinen und mittelständischen Familienunternehmen mit Geschichte und Tradition, wo die Familie schon Generationen lang Garantie für Qualität  ist und die Rechnungen auch tatsächlich selbst bezahlt. „Von Gesellschaft zu Gemeinschaft“-hätte M. Weber dazu gesagt. Das passt zum zunehmenden Respekt für Handwerk in allen Branchen und erstreckt sich von den Bäckereien  bis zu den finanziellen Dienstleistungen.

Das sind nicht die Gedanken, die vor allem große finanzielle Institute  glücklich und zuversichtlich machen. AGs gehören nämlich zurzeit nicht nur zur Wirtschaftslandschaft sondern auch zu ihren wichtigsten Kunden. Was müssen die Banken nun tun? Handeln ! Probieren Sie als  Bank sich zum Lichte zu drängen durch sich aktiv an Crowdfunding-Projekten zu beteiligen. Kreieren Sie „neue Kombinationen“! Nehmen Sie vielleicht einige Crowdfunding-Plattformen in die eigene Strategie auf, und verweisen Sie Ihre Kunden auf diese alternativen Finanzierungsmöglichkeiten. Verbinden Sie als Bank Ihren guten Ruf und Ihren Namen mit solchen Plattformen als Garantie für die finanzielle Sicherheit. Ihre Kunden wären Ihnen dafür sicher sehr dankbar. Natürlich bedeutet es einen Umbruch der im Laufe mehrerer Jahrhunderte gebildeten Mentalität, ist aber nötig, um überleben zu können. Aber nicht vergessen: handeln Sie selbst auch wie eine natürliche Person, nicht wie eine unpersönliche Bank AG, das befördert nämlich das Verantwortungsbewusstsein !  Und über Crowdfunding kommen die Geldströme wieder in Bewegung.

Ähnliche Tendenzen beobachten wir übrigens bei den Geschäftsmodellen der Versicherungen.  Hier beobachtet man auch Verschiebungen  Richtung Crowd,  Abwicklung übers Internet, persönlich und sinnvoll, wie im Mittelalter bei den Geldeinsammlungen in der Kirche. Es entstehen neue Versicherungsgruppen. Schauen Sie auf www.friendsurance.de , viele andere Initiativen werden diesem Beispiel sicher folgen. Keine Komplexität mehr, menschlich und  einfach, passend bei den Trends von heute und morgen.

Zu den neuen Definitionen der Geschäftsmodelle gehören auch  Reformen in der Organisationsstruktur selbst. Und hier sieht man deutliche Möglichkeiten für Banken als Netzwerke von Freiberuflern (Supertemps), die sich über Netzwerke und Social Media finden und verbinden, die aber keine Festanstellung mehr haben sondern  sich selbst und gegenseitig Aufträge uebers Internet verschaffen. In den Niederlanden gibt es schon die ersten Netzwerke von  je ca. 20 Professionals, die einander auf diese Weise finden. Das würden dann potentielle Bankberater sein, die Berater im wahrsten Sinne des Wortes und keine Verkäufer (Es lebe konsultativer Verkauf!). Und vergessen Sie nicht die Kunden, die Ihre Berater (mit)bewerten ! So könnten die Banken mit C2B –Trends sowie  mit Social Companies unserer Zeit mithalten, Unternehmen mit Fokus auf Menschen im breiten Sinne des Wortes, sowohl intern als auch extern gerichtet. Auf dem Weg zur Herstellung des gesunkenen Vertrauens.

Gleichzeitig erfordert unsere dynamische Zeit von Banken und finanziellen Instituten eine  Dosis Flexibilität. Dazu gehören:  Arbeit mit Freiberuflern als Berater statt treuer und berechenbarer interner Bankberater und Reaktion auf die Dynamik der Kundenbedürfnisse (sicher, wenn Unternehmen in der Zukunft  immer mehr als zeitlich begrenzte Projekte werden) sowie die aktuellen Entwicklungen wie Crowdfunding. Flexibilität wird damit auch für finanzielle Dienstleister genauso wie im Wirtschaftsleben die Kernkompetenz: es wird sogar zum Synonym der Kontinuität.

Das würde also bedeuten: zusammen auf den Weg zu einer sinnvoll organisierten und menschlich funktionierenden Bank des 21. Jahrhunderts, wo Kunden (geschäftliche und private) wirklich zentral stehen und nicht nur im Namen der Bank sondern auch im Kopf und Herzen der Bankers als Motivation bei allen Entscheidungen und Tätigkeiten deutlich sichtbar sind.

 

 

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