Macht und Ökosysteme (2012)

Macht und Ökosysteme (2012)

wereldbol

Ich habe immer mehr Verstӓndnis für die Lenins, Ches, Maos und Castros in dieser Welt. Richtige Revolutionäre begreifen  in diesem Leben wenigstens eine Sache:   man muss die bestehende Macht und die funktionierenden Ökosysteme rücksichtslos wegfegen,  wenn man in einem Land eine eigene Agenda   durchsetzen will.

Selbst bin ich kein Revolutionär, höchstens ein bisschen rebellisch, um diesen Unterschied von Erich Fromm zu gebrauchen. Ich  begreife  die Logik schon und denke, dass die bestehenden Machtstrukturen und Ökosysteme in den Niederlanden dem Prozess, um gesellschaftlich relevante Punkte auf die Tagesordnung zu setzen,  deutlich im Wege stehen.

Wer den Kanal hat,  hat  die Macht. Dat bedeutet also, je besser das Ökosystem organisiert ist en je effektiver und einflussreicher der damit in Verbindung stehende Kanal funktioniert, desto grӧβeren Einfluss hat das auf die gesellschaftliche Entwicklungen.  Der Effekt kann durch eine Langzeitivision,  eine effektive Beschlussfassung sowie eine  schnelle Implementierung  bedeutend  verstӓrkt werden.

So  kann es kommen, dass in den Niederlanden, wo etwa  5 % des Bruttoinlandsproduktes von  Großunternehmen  generiert wird, ausgerechnet diese Gruppe die politische Agenda im Land bestimmt.  Es leben die Arbeitgeberverbände !

In der Gesundheitsversicherung  geht es meiner Meinung nach total falsch. Es gibt in den Niederlanden einerseits  viele Krankenhäuser, Hausärzte,  Alters- und Pflegeheime .    Andererseits gibt es  vergleichsmӓβig nicht so viele  Krankenversicherungen . Und die Krankenversicherungen operieren sowohl  kunden- als auch politiknah.   Sie haben ihr Ökosystem  sicher in Ordnung, haben die Macht über den Kanal und viel höhere Marketingbudgets. Und es kann sogar soweit kommen, dass die Buchhalter eines Tages bestimmen, zu welchem Arzt ich gehen muss und welche Arzneien ich  gebrauchen darf. Und das alles mit einer Ausrede, dass alles effizienter müsse. Krankenversicherungen haben also den Kanal und die Macht.  Was denken Sie , über was für  Belange hier  gesprochen wird ?

Das finanzielle Ökosystem brauche ich  hier nicht einmal zu erwähnen. Die Strukturen haben  ihre Geschäfte total   in Ordnung: TOO BIG TO FAIL.  Sie sind nämlich zu groß um zu versagen zu dürfen! Sie haben  einen finanziellen Kanal und also die finanzielle Macht. Eigentlich spielen die europäischen Regierungen nicht mit und beweisen kontinuierlich  mit ihrer ineffektiven Politik und  ihrer fragmentierten Beschlussfassung die tatsächliche Machtposition innerhalb des Finanzsektors.   Wenn das nur gut geht !

Einige weitere Beispiele  von mir. Eines der Ökosystem ist : Autor & Verlag & Medien & Berühmtheiten. Das  System funktioniert außergewöhnlich effektiv für die Mitglieder der Clique.   Die Popularität des Bücherballs in den Niederlanden sowie der  ‚Idols‘  ist ein Symptom davon. Ganz prominent wird es von der niederländischen Tagesschau um 20-00 Uhr präsentiert. Sie können  als Autor brillante Texte schreiben und sehr talentiert sein. Wenn aber  einer in der Clique  Sie nicht  zulässt, dann kommt  für Sie sicher kein Durchbruch und Sie können trotz Internet  unbekannt bleiben. Dann sind Sie natürlich schlau aber total irrelevant. Die oben beschriebene Clique ist eine Art Kanal und wer Kanal hat, hat  die Macht. Durchbruch bedeutet, dass Sie durchbrechen  dürfen.

In der Gesellschaft  werden  vom Funktionieren der Medien-Clique  nicht so viele Auseinandersetzungen verursacht. Niemand hat Interesse, um in Aufstand dagegen zu kommen. Und so hoppelt es weiter. Bis  Sie und ich eines Tages beginnen zu begreifen,  welche Möglichkeiten Internet verbirgt oder beginnen uns darüber zu ärgern. Das kann aber ziemlich lange auf sich warten lassen, denken Sie dabei  z.B. an Italien.  Was aber aus der Sicht bleibt ist  die Tatsache, dass die Clique deutliche Belange bei schlechten Nachrichten und Katastrophen  hat. Das lässt sich nämlich besser verkaufen. So kann es durchaus passieren, dass richtige Lösungen für die Finanzkrise  die Zeitungen nicht einmal erreichen und gute Nachrichten  darüber  nicht veröffentlicht werden.

Ein anderes System ist Staat und Medien. Eine Art Hassliebe ist das.  Was die beiden  verbindet, ist, dass sie einander zufrieden machen,   und dass die beiden eventuelle  Probleme umarmen. Warum Probleme?  -würden Sie fragen. Probleme lassen sich besser verkaufen und als Politiker   kann man damit einfacher Punkte verbuchen. Dieses System hat ein  ambivalentes Verhältnis mit dem System Bürger – Leser.  Und ehrlich gesagt ist das so, dass der Staat den Kanal nicht mehr hat  und die Kommunikationsmacht verloren hat.

Der Staat ist eigentlich abhängig von Medien geworden. Kein guter Gedanke.

Wer den Kanal hat, hat die Macht und Macht geht wie bekannt vor Recht. Denken Sie darüber nach. Was finden Sie davon ? Ist das, was wir wirklich wollen ?

Dieser Blog wurde übersetzt von Tatiana Barchuk.

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